nach den ersten beiden Wochen in der neuseeländischen Arbeitswelt wird es in diesem Teil rund um meine bisher gemachten Erfahrungen gehen. Ein von mir im voraus gestecktes Ziel war es, mindestens einmal in jedem Land auch in die Arbeitswelt reinzuschnuppern.
Vor der Reise musste ich ja das Working Holiday Visa beantragen ,um überhaupt länger als drei Monate in Neuseeland bleiben zu können. Dieses kostete ungefähr $NZ165 (etwa 100 EUR). Wenigstens das Geld wollte ich dann bei der Arbeit wieder reinholen.
Alle Informationen rund um die Beantragung und Voraussetzungen findet ihr hier (Deutsch) oder hier (Englisch).
Weitere Informationen erhielt ich vor der Abreise von meiner Organisation - TravelWorks - in einer Broschüre. Dort wird - neben verschiedenen wissenswerten Themen zum Auslandsaufenthalt - auch das Thema Arbeit aufbereitet. So habe ich die Möglichkeit, immer mal nachschauen zu können, ob ich an alles gedacht habe. Nach der Ankunft in Auckland erhielt ich am ersten Tag bei deren Partnerorganisation - WorknHoliday - weitere interessante Infromationen in Sachen Auslandsaufenthalt in Neuseeland. Darunter auch zum Thema Arbeit und wie verfasse ich einen neuseeländischen Lebenslauf! Die Tipps haben mir sehr weitergeholfen und zudem viel Zeit gespart.
Vor der Arbeitsaufnahme
Bevor ich überhaupt irgendeiner Arbeit nachgehen konnte, galt es einige Dinge zu erledigen. Auf der Informationsveranstaltung erhielten wir Unterstützung bei der Eröffnung eines neuseeländischen Bankkontos und bei der Beantragung der Inland Revenue Department number (kurz IRD = deutsche Steuernummer). Für die Beantragung dieser waren eine Kopie meines internationalen Führerscheins, eine Kopie meines Working-Holiday-Visums und eine Kopie meines Reisepasses nötig.
Die Kontoeröffnung ist praktisch bei jeder neuseeländischen Bank möglich. Hier ein paar Beispiele: Meine Bank (ASB), ANZ (Australia and New Zealand Banking group), BNZ (Bank of New Zealand), KIWI-Bank oder Westbank. Bewerten kann ich leider nicht alle. Ich habe nur festgestellt, dass die Umrechnungskurse zwischen den Banken sehr schwanken. So sind diese bei der ASB im Durschnitt, zusammen mit der ANZ, am günstigsten. Wer mit Kreditkarte Geld abhebt, muss sich aber eh auf den internationalen Umrechnungskurs für den jeweiligen Tag verlassen.
Der Bank-Account war noch am selben Tag eingerichtet. Auf die IRD-number musste ich drei Wochen warten (normal sind 10 bis 14 Tage). Durch die Sprachschule noch an Auckland gebunden und mit der Addresse der Partnerorganisation über eine feste Anschrift zu erreichen, am Ende aber kein Problem für mich. Es ist durchaus auch möglich, sich ein Hostel auszugucken und sich die Post dorthin schicken zu lassen. Blöd nur, wenn man seine Planungen darauf ausrichten muss. Am auffälligsten war mir das im Base-Hostel in Auckland aufgefallen, wo sich die eingegangenen IRD-Nummern in einer kleinen Kiste auf dem Rezeptionstisch aneinanderreihten.
Arbeitssuche in Neuseeland
Mit allen nötigen Unterlagen ausgestattet konnte es nun losgehen mit der Jobsuche. Was ich da aber bereits wusste war, dass es schwer werden würde noch etwas kurzfristiges zu finden. Mein Problem war einfach, dass ich schon alles durchgeplant hatte und auch bereits meinen Flug auf die Südinsel gebucht hatte. So war ich an feste Zeiten gebunden und konnte beziehungsweise wollte diese so kurzfristig nicht mehr ändern. Was dann passierte, hatte ich ja bereits in den dazugehörigen Beiträgen geschildert. So entstand auch die Idee, auf der Südinsel länger an einem Ort zu bleiben, um zu arbeiten.
Mittel und Wege der Arbeitssuche
Da dies nur informativ für Euch ist, hier ein paar Beispiele für die Jobsuche. Die üblichste Methode sind die verschiedenen Jobdatenbanken. Die drei größten und populärsten in Neuseeland sind:
www.seek.co.nz, www.trademe.co.nz und www.backpackerboard.co.nz.
Das Zweite sind Zeitungen (z.B. Neuseeland: "New Zealand Herald", Wellington: "The Dominion" oder auf der Südinsel: "The Christchurch Press") und die Yellow Pages (Gelbe Seiten).
Als drittes gibt es das TNT-Magazin, wo oft Working Hostels Anzeigen schalten, die Feldarbeiterjobs vermitteln. Die Online-Version findet ihr hier.
Eine vierte Möglichkeit sind Zeitarbeitsfirmen, die in die Bereiche Administration, Gewerbe/Industrie, oder Hotellerie und Gastgewerbe vermitteln. Problem ist hierbei aber, dass es sehr zeitaufwendig ist und alles bis ins kleinste Detail überprüft wird.
Das Internet bietet noch eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten der Jobsuche. Weitere Beispiele wären: www.employment.co.nz, www.job.co.nz, www.nzjobs.co.nz, www.jobstuff.co.nz, www.monster.co.nz oder www.picknz.co.nz.
Hier noch ein paar Tipps von der Organisation von Ehemaligen Jobbern aufgelistet:
1. Je länger man bei den Arbeitgebern arbeiten kann, desto bessere Chancen hat man auch tatsächlich eingestellt zu werden.
2. Arbeit ist leichter auf dem Land zu finden, als in den Großstädten. (Edit: vor allem in der Ferienzeit zwischen Weihnachten und Ende Januar)
3. Flexibel und offen für alles sein hilft bei der Aussicht auf Arbeit.
4. Jeden wissen lassen, dass man auf Jobsuche ist und möglichst überall mit anderen Leuten in Kontakt treten.
Das die Tipps nicht immer einfach umzusetzen sind, habe ich selbst am eigenen Leib erfahren und bin jetzt froh, etwas gefunden zu haben, wo ich an der frischen Luft arbeiten und Geld verdienen kann.
Jobbereiche
Da es eine Vielzahl von Arbeitsmöglichkeiten in Neuseeland gibt, versuche ich Euch an dieser Stelle mal einen kleinen Überblick zu verschaffen.
Gastronomie und Tourismus
Das Zauberwort heißt: "Door-Knocking". Überall anklopfen, egal ob in Hostels, Hotels, Büros, Reinigungsfirmen oder ähnlichem. Am Ende könnte es sich auszahlen. Eine Methode, die wieder zeitaufwenidig und für mich eher nicht in Frage kommt.
Jobs als Reinigungskraft
Hier ist das Zauberwort: "Work for Accomodation". Das heißt, gegen zwei bis vier Stunden Arbeit als Reinigungskraft könnt ihr kostenlos in einem Hostel wohnen. Viele dieser Jobs werden auch für Mitglieder auf der Jobdatenbank der Partnerorganisation "WorknHoliday" angeboten, so dass sich auch hier schnell etwas passendes finden lässt.
Jobs in Fabriken
Diese befinden sich meist nicht im Stadtzentrum und sind somit oft mit weiten Anfahrtswegen verbunden. Ideal für Backpacker mit Autos und genügend Zeit. In Blenheim ist es zum Beispiel so, dass man für die Jobs in der Muschel- oder Flaschenfabrik mindestens einen bis drei Monate mitbringen muss, um eine Chance auf einen Job zu bekommen. Bei früherer Kündigung drohen saftige Gehaltseinbußen.
Erntehelfer
Fast das ganze Jahr über gibt es die Möglichkeit, in Neuseeland verschiedene Obst- und Gemüsesorten entweder ernten, sortieren oder verpacken. Erntezeit für Früchte ist größtenteils von September bis April. Saisonarbeit ist dabei immer vom Wetter abhängig. Regnet es, fällt die Arbeit aus und man bekommt keinen Lohn für den Tag. Mich hatte es in der ersten Arbeitswoche auch erwischt, da es bis in den Nachmittag hinein goss. Mehr dazu dann weiter unten.
Farmarbeit
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Tiere zu versorgen, Ställe auszumisten, Schafe zu schweren, usw.. Zwei besondere Programme sind das WWOOF-ing (Willling Workers on Organic Farms) und das FHINZ (Farm Helpers in New Zealand). Das Prinzip ist bei beiden gleich. Man bekommt für ein paar Stunden Arbeit Kost und Logis zur Verfügung gestellt. Darunter fallen zum Beispiel auch Bauarbeiten / Gartenarbeit sowie Kinderbetreuung. Die Kosten für die Teilnahme am WWOOF-ing Programm betragen allerdings $NZ45, wobei man dazu noch ein Buch erhält, in dem vieles zum Thema aufgeführt wir. Vielleicht etwas für meinen Australien-Aufenthalt, da das eine ausgezeichnete Gelegenheit ist, um in einen australischen Familienbetrieb hineinzuschnuppern und einen Teil der australischen Kultur hautnah mitzuerleben.
Großveranstaltungen
Egal ob Flyer verteilen, beim Catering, Imbiss- oder Eisverkauf helfen, als Securitydienst tätig sein, Souvenirs verkaufen oder Leuten den Weg weisen. Das Angebot an Großveranstaltungen ist genauso vielfältig in Neuseeland, wie das Angebot an Jobs. Für Australien habe ich schon eine Art Veranstaltungskalender von meiner Organisation bekommen. Vielleicht ergibt sich auch hier ein Möglichkeit. Das wird aber erst mein Zeitplan entscheiden, wenn ich vor Ort meinen Aufenthalt konkretisieren kann.
Weinberg Seddon (bei Blenheim), Foto: Axel Kolax |
Start in die zweite Woche in Blenheim
Eine Woche ohne Arbeit in einem Working-Hostel reichte mir und ich ergriff selbst die Initiative. Während meiner Recherche im Internet stieß ich auf diese Seite. Wer sich für Saisonarbeit in Neuseeland interessiert, sei diese sehr empfohlen. Dort werden unter dem Verbund "Mastercontractors" verschiedene Arbeitgeber mit ihren Addressen und Telefonnummern aufgeführt. Für Blenheim blieben für mich am Ende noch etwa 25, die ich am 17.01.2014 alle anschrieb.
Die ersten Antworten ließen nicht lange auf sich warten. Zum Glück war darunter zumindest einer, der noch Vakanzen hatte und mich bereits am Nachmittag kontaktieren wollte. Guten Mutes drehte ich noch eine kurze Einkaufsrunde - doch siehe da - der Anruf kam schneller als erwartet und jetzt war die Frage: Wo können wir uns treffen? Wir entschieden uns für die Parkfläche vor der Bibliothek, die sehr zentral gelegen und von uns beiden schnell erreichbar gewesen ist.
Um 15 Uhr, nur vier Stunden nach meiner SMS, hatte ich meinen Vertrag in zweifacher Ausführung in der Hand und bereits für den nächsten Tag Arbeit als Vineyard Worker. Zwar an einem Samstag - aber wer unbedingt arbeiten will, der ist froh, wenn er es auch darf. Der Sonntag war schließlich schon wieder frei.
In meinem Vertrag ist geregelt, dass ich vom Hostel abgeholt und zurückgebracht werde - für $NZ30/Woche. Macht auf sechs Tage gerechnet $NZ5. Die Transfers zwischen verschiedenen Arbeitsplätzen während der Arbeitszeit werden nicht bezahlt. Der Lohn richtet sich entweder am Mindestlohn für Neuseeland $NZ13,75 = 8,25 EUR (Umrechnungskurs $NZ1 = 0,60 cent, Stand: 02.02.2014) oder nach der erreichten Leistung. Da es hier sehr auf Schnelligkeit ankommt, ist das der Weg, wo man Geld machen kann. Wer allerdings Leistungsdruck nicht ab kann, ist hier falsch aufgehoben. Denn auf der anderen Seite ist es dann auch möglich, weniger als den Mindestlohn für die geleisteten Arbeitsstunden zu bekommen!
Meine erste Gehaltsabrechnung, Foto: Axel Kolax |
Neun Tage nach dem Absenden meines Kurierpaketes nach Paihia erreichte.mich mein Ladekabel samt Adapter für die Steckdose tatsächlich doch noch - ausgerechnet an einem Sonntag! Glücklich nahm ich es von der Rezeption entgegen und freute mich, endlich wieder auf Musik, Bilder sowie meinen Blog zugreifen zu können.
Hinterhof Koanui Lodge früh am Morgen, Foto: Axel Kolax |
Hier geht es darum, ein paar Trauben aus der Pflanze herauszuschneiden, um den übrig gebliebenen Trauben mehr Raum zur Entfaltung zu geben. Da auf Leistung bezahlt wurde, war es nötig schnell zu arbeiten. Für 15 Traubenbündel gab es gerade einmal $NZ0,21. Im Verlauf der Woche erhöhte sich die Zahl auf 20 und auch die gezahlte Summe - $NZ0,28 / Pflanze. Ihr seht also, ich musste mich wirklich anstrengen, um auf meinen Lohn zu kommen. Einige sind durch die Reihen gefegt, dass ich wirklich nur noch hinterherstaunen konnte.
Wie schon erwähnt, war es wegen strömenden Regens am Dienstag nicht möglich zu arbeiten. Die Absage kam rechtzeitig um 06:15 Uhr. So konnte ich mich wieder hinlegen noch etwa zwei Stunden weiterschlafen. Keine Arbeit, aber auch kein Lohn für den Tag. So ist das bei der Saisonarbeit!
Da wir unsere Gehaltsabrechnungen immer erst am Donnerstag der Woche darauf bekommen (wie auch das Gehalt), war mir vorher nicht klar, wieviel ich erreichen muss und inwieweit der Ausfalltag Auswirkungen auf das Gehalt hatte. In dieser Woche gab es dann das Ergebnis: $NZ550 (etwa 320 EUR). Damit bin ich durchaus zufrieden, wenn man bedenkt was 400 EUR Jobber in Deutschland pro Woche verdienen. Ich hoffe natürlich, dass ich etwa in dem Bereich bleibe, obwohl es sicher schwierig wird.
Die dritte Woche in Blenheim
Am Samstag sind wir leider nicht ganz fertig geworden, so dass wir den Vormittag des Montages noch einmal dort verbrachten. Anschließend fuhren wir zu unserer neuen Aufgabe etwas weiter an der Stadt gelegen.
Von Montag bis Freitag arbeiteten wir dann auf Stundenbasis für den Mindestlohn. Zu meiner kleinen Gruppe von Backpackern gehörten zwei Französinnen / ein Franzose, eine Ungarin, eine Schwedin und eine Niederländerin. Die Atmosphäre in der Gruppe entwickelte sich unter der Woche langsam, aber war am Ende wirklich gut. Mit unserem Aufseher 'Sam' verstehen wir uns mittlerweile sehr gut und der ein oder andere lustige Moment war auch schon dabei.
Die Aufgabe bestand in diesem Weinberg möglichst präzise zu arbeiten, da die Weinreben dort für besonders gute Weine in Restaurants bestimmt waren. Zwischen $NZ50 und $NZ70 soll später eine Flasche im Restaurant kosten. Deswegen auch die Bezahlung auf Stundenbasis, um ja nicht alles kaputt zu machen.
Insgesamt war die Arbeit sehr viel entspannter als auf dem Weinberg in Seddon. Kein Stress und sehr viel Unterstützung, da wir nicht alleine durch die Reihen ziehen mussten, sondern mindestens zu zweit waren - wenn nicht sogar zu sechst!
Da auf dem Weinberg dann am Samstag nicht gearbeitet werden sollte, machten wir uns am Samstag zu einem weiteren in der Nähe des Flughafens auf. Leider hieß es von heute auf morgen wieder auf 100 Prozent hochzufahren. Denn es wurde wieder auf "Bunch Thinning (wörtlich übersetzt: Trauben auslichten)" und Leistungsbasis umgestellt. Verdienst für 10 Trauben / Planze: $NZ0,12!
Nach 5,5 Stunden Arbeit, vier Reihen und 800 Pflanzen hieß es um 13 Uhr: "Schluss für heute und Abfahrt!" Die Woche war geschafft.
Schlussspurt
Ich hoffe, ich habe Euch hiermit mal einen kleinen Einblick in die Arbeitswelt geben können. Vielleicht ist es mal ganz spannend, hinter die Kullissen blicken zu können.
Jetzt sind es auch nur noch zwei Wochen, bevor es für mich mit dem Reisen weitergeht. Am 15.02. werde ich von meinem Bus in Blenheim abgeholt. Doch vorher stehen noch wirklich harte Arbeitstage an, wo ich wohl bis an meine Schmerzgrenzen gehen muss. Am Anfang hatte ich doch noch sehr mit Rückenschmerzen zu kämpfen, die sich aber mittlerweile bessern. Auch der Umgang mit der Schere fordert sehr viel Aufmerksamkeit und Konzentration. Ich habe mir nicht nur einmal in die Handschuhe ein kleines Luftloch zwischen den dicht bewachsenen Zweigen geschnitten. Schere und Handschuhe gab es am ersten Arbeitstag sogar umsonst dazu.
Das soll es für dieses Mal gewesen sein. Ich wünsche Euch einen tollen Start in die neue Woche und seid lieb gegrüßt!
Bis zum nächsten Mal,
Euer Axelinho
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